All my ❤️ to Ada Lovelace

Verfasst als Techsnack des Orbit Technology Blogs

Ada Lovelace. Der erste Name, der zu den Schlagworten “Famous Women in Tech” aufploppt. Entsprechend inflationär wurde dieser verwendet und ähnlich hoch war mein Widerstand über sie zu berichten. Ich tue es nun trotzdem, denn ihre Geschichte hat mich stark beeindruckt.

Beitrag von Global App Testing und das Ursprungsfoto findet ihr hier

Sie führt die Liste der bekannten Frauen aus dem Bereich Tech an. Ihre Kleidung gibt bereits einen Hinweis auf den ausschlaggebenden Fakt, mich doch mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen: Sie war ihrer Zeit voraus. Das zeigt sich nicht nur in den untenstehenden Daten, sondern zieht sich durch ihre gesamte Lebensgeschichte.


Doch fangen wir vorne an: Entscheidend für Adas Entwicklung war die Beziehung ihrer Eltern Lady und Lord Byron. Letzterer könnte im heutigen Charlie Sheen wiedergeboren sein, denn den romantischen Poet begleitete vor allem eine Vorliebe für Alkohol und Frauen. Nicht ganz verwunderlich also, dass Annabella sich kurz nach Adas Geburt von ihm trennte und fortan alles dafür tat, ihre Tochter von den Fußstapfen des Vaters fernzuhalten.

Glücklicherweise setzte Annabella für dieses Vorhaben keinen Keuschheitsgürtel, sondern vielmehr das Mittel der Bildung ein. Künstlerische Inhalte waren zwar vertreten, allerdings in stark analytischen Bahnen. Ada durfte beispielsweise zeichnen, dies jedoch nur mit Lineal und Zirkel. Auch sonst war ihr Stundenplan durch wissenschaftliche Fächer wie Physik, Chemie und Mathematik geprägt. Die kreative Ader, welche Ada mehr Wohl als Übel von ihrem Vater übernahm, wurde durch diese Ausbildung stark akademisch gefördert und befähigte Ada dazu, mit zarten zwölf Jahren über das Verfassen eines Buchs über das Fliegen zu sinnieren. Der erste Motorflug sollte wohlgemerkt erst mehr als 75 Jahre später stattfinden.

Heute wäre Überflieger-Ada wahrscheinlich schon Trägerin zahlreicher Innovationspreise. Leider lebte sie zu einer Zeit, in der Frauen meist nur unter falschem Namen oder dem ihres Ehemannes veröffentlichen konnten. Auch die londoner High-Di-High war aufstrebenden Frauen gegenüber damals nicht gerade aufgeschlossen. Als Beispiel möchte ich an dieser Stelle De Morgan zitieren:

Obigen Satz verfasste dieser tatsächlich in einem Brief an Adas Mutter. Deine Regeln aus der booleschen Algebra in allen Ehren, but: You knew nothing, De Morgan. Allen Anfeindungen zum Trotz hat Ada es geschafft wenigstens heute Anerkennung für ihre Errungenschaften zu erlangen.

Credits für Adas Erfolg gelten nicht nur ihr selbst und ihrer Mutter, sondern zudem einem weiteren Protagonisten: 1833 wurde Ada offiziell in die Gesellschaft eingeführt und begegnet auf ihrem Debütantinnenball dem knapp ein Vierteljahrhundert älteren Charles Babbage. Hier beginnt nicht die Heirat mit drei Kindern, sondern zwei geistige Austauschpartner treffen aufeinander. Babbage hatte sich, neben Mathematik und Philosophie, auch dem Erfindertum verschrieben und arbeitete zu diesem Zeitpunkt an einer Rechenmaschine. Folgender Fun Fact setzt Adas Genie in Relation zur damaligen Zeit: Die geschätzte Rechenzeit einer 20-stelligen Multiplikation betrug drei Minuten. Gebaut wurde das Gerät jedoch aus einem anderen Grund nie, denn obgleich deren finanzielle Förderung genehmigt war, überwarf sich Babbage mit der Regierung. Wen kümmert schon eine Summe die zwei Kriegsschiffe finanziert, wenn stattdessen ein Streit in greifbarer Nähe liegt… Nun ja, so sehen Nachbauten des Geräts heute aus.

Die fehlende Realisierung der Maschine tat dem, was Ada vollbringt, keinen Abbruch. Sie übersetzt die Mitschrift einer Vorlesungsstunde, die Babbage zur Analytical Engine gibt, aus dem Französischen und, noch weit wichtiger, ergänzt diese: In den Anhängen versteckt sich Programmcode, der die Bernoulli-Folge berechnet. Später unter dem Titel des ersten Computerprogramms der Welt bekannt.

Heute kursieren einige ausprogrammierte Versionen ihres Codes im Internet, die auch einige Bugs aufdecken (z.B. diese in Python). Doch es geht hier ohnehin nicht um perfekten, lauffähigen Code, sondern vielmehr um Adas revolutionären Erfindergeist. Dieser wird bei einem genaueren Blick in das Schriftstück deutlich:

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine wilde Tabelle, beinhaltet nämlich die Grundbausteine der Programmierung: Variablen und Bezeichner, nebst Befehlen, Operanden und Ergebnissen, wie auch Verzweigungen und Schleifen. Obwohl Ada Kommentare verwendet, um das Programm für den Leser verständlicher zu machen, versteht leider niemand, was sie dort vollbracht hat oder aber ignoriert es schlichtweg. Erst 100 Jahre später wird ihre Veröffentlichung von Alan Turing wieder aufgegriffen (Ihr erinnert euch: Maschine, die den Enigma Code geknackt hat, was ausschlaggebend für den Ausgang des zweiten Weltkrieges war). Alan erwähnt Adas Arbeit 1950 in einer Veröffentlichung zum Thema künstlicher Intelligenz und bringt sie zurück auf den Tisch der Öffentlichkeit.

Hitzig debattiert wurde natürlich, ob sie angesichts ihres Geschlechts überhaupt die Verfasserin des Schriftstücks war. Recht polemisch, da zu dieser Zeit vor allem Frauen den Beruf des Programmierens ausübten. But well, ich schweife ab…

Ihr vorausschauendes Genie beweist Ada nicht nur mit den noch heute überdauernden Grundblöcken des Codings. Zuletzt genannte verwendet sie wohlgemerkt, bevor es überhaupt die Idee eines programmierbaren Computers gibt. Die ersten Großrechner werden beispielsweise erst ein Jahrhundert später gebaut. Ein weiteres Beispiel für ihren Schöpfergeist bildet folgende Aussage: Die Rechenmaschine sei nicht nur dazu in der Lage Nummern, sondern beliebige Symbole zu verarbeiten. In dieser Aussage versteckt sich vieles, aber auch die Grundsätze eines Algorithmus: Input → Verarbeitung → Output. Weiter hält sie es für möglich, dass Maschinen irgendwann sogar Musik komponieren könnten. Und siehe da, heute kreieren AI Algorithmen Musik, aber erst seit vergleichsweise Kurzem! 

Noch weit beeindruckender, als die gegenwärtigen und zukünftigen Möglichkeiten von Maschinen, finde ich Adas Gedankengang über die Limitierungen der gleichen: Voraussetzung für den Wirkungsbereich einer Maschine sei demnach, dass Menschen in der Lage sein müssen, ihr die Verarbeitungsschritte verständlich zu machen. Und allein über den letzten Satz des folgenden Zitates ließe sich wohl stundenlang diskutieren:

Tatsächlich ist dieser Gedanke auch die Aussage, die Alan Turing in seiner Ausarbeitung zur künstlichen Intelligenz wieder aufgreift:

Das nenne ich mal ein Paradebeispiel asynchroner Kommunikation. Was wäre wohl bei der Diskussion herausgekommen, hätten wir die beiden unter dieser Fragestellung mal gemeinsam in einen Raum gesteckt?

Zu guter Letzt: Die Kurzfassung meiner Hommage an Ada – sie war ihrer Zeit weit, weit, weit voraus und hatte, neben krassem Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen, ein Abstraktionslevel hoch Tausend. Dass wir heute noch von ihr Wissen, ist neben der Freude an der Materie sicherlich auch einem eisernen Willen zu verdanken.

Quellen:

Verwendete Bilder:

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